Vortrag und Diskussion am Freitag, 09. Juni 2023 – 18 Uhr c.t. im HS 1098, KG I
Thema: Restorative Justice – für eine Gesellschaft ohne Strafe
Referentin: Autorin Rehzi Malzahn
Abstract: „Strafe muss sein,“ heißt es landauf, landab. Oder auch, dass Menschen, die andere verletzen „eine Strafe verdient haben.“ Aber bewirken wir mit dem Strafen eigentlich etwas Gutes? Erreicht man mit Strafen das, was man bezweckt? Strafe sei nutzlos und gefährlich, findet vielmehr die französische Abolitionistin Catherine Baker. Sie führt nicht zu Einsicht, reduziert nicht Gewalt und geht insgesamt am Ziel vorbei. Strafsysteme dienen vielmehr in der Regel der Aufrechterhaltung der herrschenden Ordnung.
Alternativen sind daher nötig. Restorative Justice ist eine davon. Hier wird der Fokus verschoben von der Bestrafung der Tatverantwortlichen auf die Entschädigung der geschädigten Person. Es geht um die Frage, wie sich der Konflikt, den die Strafjustiz als „Straftat“ bezeichnet, von den Beteiligten und Betroffenen selbst gelöst werden kann, und dabei nachhaltige, gerechte und für alle akzeptable Lösungen entstehen. Dabei geraten auch die kollektiven Dimensionen von Verantwortung und Betroffenheit in den Blick.
Rehzi Malzahn hat 2018 beim Schmetterling Verlag den Sammelband »Strafe und Gefängnis. Theorie, Kritik, Alternativen. Eine Einführung« herausgegeben. 2021 folgte »Restorative Justice. Eine radikale Vision.« Sie hat sich viele Jahre an der Anti-Knast-Demonstration zu Sylvester in Köln beteiligt und arbeitet seit mehreren Jahren zu verschiedenen Formen abolitionistischer Konfliktbewältigung.